Ich lade ganz kurz ...

El espíritu de la contradicción

Wir müssen nun begin­nen, über Inhalte zu sprechen. Auch wenn das nicht so ein­fach ist, denn wir sind nicht mit ein­er neuen Bewe­gung kon­fron­tiert, welche die aktuelle Kunst­welt und die in ihr dominieren­den Posi­tio­nen in Frage stellt oder verän­dert. Wir suchen in erster Lin­ie neue Wege, um das kul­tur­poli­tis­che Dis­pos­i­tiv zu verbessern, vor allem was die Beziehung der Insti­tu­tio­nen zur den Kul­tur­pro­duzen­ten bet­rifft. Es geht dabei um die städtis­chen Kom­mis­sio­nen, um die Trans­parenz ihrer Entschei­de, um die Wahl ihrer Mit­glieder, die Rota­tion, die Zusam­menset­zung. Es geht um die ver­füg­baren Räume für Pro­duk­tion, die Ver­gabeprax­is, die Auswahlgremien und die Auswahlkri­te­rien. Es geht um die sub­ven­tion­ierten Ausstel­lungsräume und ihrer kura­torischen Pri­or­itäten, ihrer Rolle in Bezug auf die lokale Kul­tur­pro­duk­tion. Und es geht auch um die Rolle und die Kon­se­quen­zen ein­er heute total akademisierten „Pro­duk­tion“ von Kun­stschaf­fend­en, Kura­toren, Kri­tik­er: die Hochschulen  der Kunst.

Ger­ade let­zteres führt uns aber auch zu grund­sät­zlichen Fra­gen der Kun­st: In der west­lichen Welt sind es mehrheitlich Kinder der Mit­tel- und Ober­schicht, welche an den Hochschulen ler­nen, was Kun­st ist und wie man sie macht, wie eine Kün­stlerkar­riere aufzubauen ist, so schnell wie möglich, so gradlin­ig wie möglich. Das ist in diesem Aus­mass ein neues Phänomen, das zu unter­suchen und zu disku­tieren wichtig ist. Es ist Teil eines „Main­streams“ in der Kunst­welt, zu dem auch das oben skizzierte Dis­pos­i­tiv gehört. Als Kün­st­lerin bewege ich mich in einem Wider­spruch, ein­er­seits Ideen zum besseren Funk­tion­ieren des Main­streams zu for­mulieren, während ich meine Rolle eher in der Dis­si­denz zum Main­stream ver­ste­he. Aus diesem Grund finde ich – im Gegen­satz zu vie­len Kom­mentaren nach dem 6. März – das Refer­at von Ewa Hess an der Kul­turkon­ferenz nicht uner­he­blich: In welch­er Rolle sehen wir uns als Kun­st­pro­duzierende? Wenn es um die Vere­delung und die Unter­hal­tung der Men­schen geht, ist es nicht so schwierig, eine gemein­same Strate­gie zu find­en. Her­aus­forderung, Verun­sicherung oder gar Pro­voka­tion sind mit Ein­hel­ligkeit aber von Natur aus nicht kom­pat­i­bel. Oder doch? Die Reitschule gehört heute zum kul­turellen Dis­pos­i­tiv dieser Stadt. Ihre BetreiberIn­nen waren aber in erster Lin­ie immer darum besorgt, ihre eige­nen Posi­tio­nen zu for­mulieren. Die Ein­ver­lei­bun­gen in den Main­stream war die Auf­gabe von anderen.