Die Trennung von Betrieb und Kunst
Auch diesen Gedanken möchte ich hier einfach mal anheften, damit er in einer Gedankensammlung hängen bleibt…
In der Kulturförderung ist es allgemein üblich, dass wir bei einer Institution den Gesamtaufwand, den Umsatz oder das Globalbudget für die Erfassung der Fördermittel als Basis nehmen. Ich erachte es als sinnvoller, wenn wir betriebliches und künstlerisches Trennen, um die effektiven künstlerischen Werte fördern zu können — und nicht Sandsteinmauern. Es gibt also immer zwei Werte, die für die Subventionsdiskussion bewilligt werden müssen: Die Infrastruktur und die Kunst. Dazu müsste ein Kulturkonzept trennen zwischen kunstlerischem Inhalt und den betrieblichen Zahlen. Das hat einen grossen Vorteil für eine Insitution, da die oftmals kritisierten Subventionen von Anfang an klar deklariert sind. Die KritikerInnen erhalten klare Fakten — und es wird transparent. Nehmen wir als Beispiel das Stadttheater Bern oder die Dampzentrale. Wenn wir die grösse des Gebäudes, die Infrastruktur und deren Erhaltung, die Logistik etc. mit den Besucherplätzen getrennt vom künstlerischen Budget betrachten, so entsteht ein anderes Bild. Das kann natürlich zur Folge haben, dass gewisse Spielstätten sichtbar nicht ideal sind für gewisse Kultursparten — aber das hätte auch den Vorteil, dass sich die Stadt der Kulturräumen besser bewusst würde. Es könnten Verschiebungen stattfinden, weil eine Sparte wächst oder grad hype ist und es wäre möglich, wenn ein Zenith überschritten ist, den Raum anderen Bedürfnissen freizugeben und sich flexibler anzupassen.
Künstlerischer Wert: Eben alles, was mit Künsten zu tun hat, auch deren Vermittlung, die Kulturschaffenden, die Programmationen, etc…
Betriebliche Werte: Gebäude, Unterhalt, Administration, materielle, physische Werte, etc… Dazu gehören auch die TechnikerInnen, VerwalterInnen, etc…
Wenn jetzt das betriebliche Budget beispielsweise 60 % vom gesamten Budget aufweist, so ist ein sichtbares Ungleichgewicht vorhanden und man kann eine Korrektur — je nachdem — in Betracht ziehen. Unter Korrektur verstehe ich nicht das steichen von Geld, sondern eine effizientere Raumplanung.
Gut nachvollziehbar ist dieses Denkgerüst bei der Dampzentrale Bern, welche grosse 3 grosse Veranstaltungsräume und eine grosse betriebliche Hülle, aber im Verhältnis dazu wenig BesucherInnen aufweist. Der rein flächenmässig und betriebliche Aufwand ist im Verhältnis zu den Besucherzahlen zu gross. Eine freie Rechnung auf die gesamte Raumgrösse hat mal eine Besucherzahl von 80’000 im Jahr ergeben. Effektiv sind wir aber zwischen 20 — 25’000 BesucherInnen. Das ist keine Kritik an die Dampfzentrale, sondern an die Nutzung der Räume. Eine 400er Halle, eine 300er Halle, die nicht mindestens einmal pro Woche voll werden, sind subventionstechnisch schlecht genutzt. Und das kann eben auch künstlerisch nicht ausgewogen werden.
Es gibt sowas wie eine Art Quadratmeterpreis pro BesucherIn. Natürlich darf und muss man in jedem Fall auch die Möglichkeit zum genussvollen Kulturraum erlauben. Aber das wird geplant und entsteht nicht einfach durch Zufall.
Ein grosser Vorteil dabei ist, dass wir dem künstlerischen Schaffen viel mehr sichtbares Gewicht geben und die KritikerInnen es schwerer haben, ein Budget zu kürzen. Es klingt also kompliziert, ist aber eine — von mir aus sinnvolle Trennung.
Definitiv richtig: es braucht eine klare Trennung der Kosten für Unterhalt/Betrieb der Infrastruktur und der Kosten für die eigentliche Kulturproduktion. Leider wird das auch in anderen Bereichen vermischt: beispielsweise im Bildungswesen. Investitionen in den Bau eines Universitätsgebäudes gilt als Investition in die Bildung — und wird in öffentlichen Budgets auch so ausgewiesen. Leider wird damit die eigentliche Qualität der konkreten Lernarbeit nicht zwingend besser und allzu häufig bleibt zu wenig Geld für Inhalte (auch hier…) und die Arbeit der Lehrenden und Lernenden…nun — vielleicht braucht es neue Rechnungslegungsvorschriften für subventionierte Kulturinstitutionen? Darüber nachdenken darf man ja…